Nicht nur für das Bergische Land war es 2019 die Jahrhundertentdeckung:
20 Jahre lang hatten Forscher nach einem Eingang zu der Höhle gesucht, die sie im Mühlenberg bei Ründeroth vermuteten, dann fanden sie einen Weg in das „Windloch“ und entdeckten ein unglaubliches unterirdisches Reich mit außergewöhnlichen Kristallen, Kalkgebilden und beeindruckenden Hohlräumen – von ungeahnten Dimensionen und noch nie von einem Menschen betreten. Nach den Vermessungen der ersten Monate stand fest: Mit mehr als 8.000 Metern ist das Windloch die weitaus größte Höhle Nordrhein-Westfalens und sogar deutschlandweit unter den Top 10. Da die Höhle bisher vollständig unzerstört ist und daher einen hervorragenden nationalen Wert besitzt, soll sie NICHT für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
In der breiten Öffentlichkeit ist ein außerordentliches Interesse, befeuert durch eine intensive, zum Teil sogar internationale Medienbegleitung, festzustellen. Ein kürzlich eingeweihter Wanderweg zum Thema Höhlen brach innerhalb kürzester Zeit alle Rekorde, obwohl lediglich der Eingang des Windloches zu sehen ist. Zehn Infotafeln entlang des ungefähr 8,4 Kilometer langen Weges bieten viele Informationen über die Arbeit der Höhlenforscher und alle Besonderheiten rund um Höhlen. In Kooperation mit der WDR media group ist dieser Streifzug ein Weg, der sich mit Unterstützung der Maus aus der Sendung mit der Maus gezielt an Familien mit Kindern im Grundschulalter richtet.
Geht es nach den Wünschen von Bürgermeister Dr. Karthaus, wird in Engelskirchen 2022 im derzeitigen Kassenbereich der Aggertalhöhle etwas Großes eröffnet: Das Höhlenerlebniszentrum.
Gebäudeentwurf Höhlenerlebniszentrum© Gemeinde Engelskirchen
Mit innovativen medialen Möglichkeiten, hochwertigen didaktischen Ansprüchen, moderner Gebäudetechnik und dem Zugang zur Aggertalhöhle könnte das geplante Höhlenerlebniszentrum eine heimatbezogene Bildungs- und Erlebnisqualität erreichen, die weit über Nordrhein-Westfalen hinaus Bedeutung erlangen kann. Ergänzt durch die gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, z.B. durch den fußläufig gelegenen Bahnhof Ründeroth und den durch den Höhlenweg erschlossenen landschaftlichen Höhepunkten, ergibt sich mit dem geplanten Höhlenerlebniszentrum ein touristischer Ankerpunkt und ein außerschulischer Bildungsschwerpunkt, wie es ihn zum Thema Höhlen und Geologie in dieser Form deutschlandweit noch nicht gibt. Realisiert werden soll das Vorhaben größtenteils durch Landesfördermittel: „Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen mit Düsseldorf“, sagt Bürgermeister Dr. Karthaus.
In dem von Architekt Ralf Rother erarbeiteten Gebäudeentwurf heißt es unter anderem: „Die beiden geplanten und durch einen Gang mit Schrägaufzug über dem Walbach verbundenen Baukörper sind mit einem Bogendach versehen, welches eine intensive Dachbegrünung bis zum Erdboden erhält. Somit geht das Außengelände fließend in die Baukörper über, welche durch ihre Bogenform als Symbol für die oberbergische, hügelige Landschaft stehen“.
In der Einrichtung soll ein multifunktionaler Raum beste Voraussetzungen für Erleben und Entdecken, aber gleichzeitig auch für Genießen und Ausruhen bieten. Er ist Versammlungsplatz für größere Gruppen, aber auch Gastronomiebereich. Hier sollen Exponate ausgestellt, Fragmente von Teilen des Windlochs nachgebaut und der Grundriss des Windlochs auf dem Boden des Raums abgebildet werden.
Erleben, lernen und genießen gleichzeitig. Multifunktionsraum im Höhlenerlebniszentrum© Gemeinde Engelskirchen
Um auch größere Besuchergruppen gleichzeitig betreuen zu können oder auch Wartezeiten (bis zum Beginn der nächsten Führung in der Aggertalhöhle) zu überbrücken, ist ein Raum mit rund 50 Sitzplätzen vorgesehen. In einer zum Verweilen einladenden Atmosphäre sollen auf mehreren Displays und Leinwänden Fotos und Filme aus dem Windloch, aber auch zu Höhlenentstehung, -erforschung und -schutz gezeigt werden.
In dem geplanten VR-Raum soll 4 bis 5 Personen gleichzeitig die Möglichkeit geboten werden, dass Windloch virtuell zu erforschen.
Für Kinder ist das gesamte Höhlenerlebniszentrum gleichzeitig ein Erlebnisspielplatz, wo zudem besondere Herausforderungen warten. Ein höhlenähnlich gestalteter Kletterschacht und ein Kriechraum laden zum Abseilen und Kriechen ein und vermitteln echtes Höhlenforscherfeeling. Dies kann dann eine weitere Steigerung durch eine kindgerechte “Entdeckertour“ bei der Begehung eines besonderen Abschnitts der Aggertalhöhle erfahren.
Besonders hervorzuheben ist die 1071m lange Aggertalhöhle, die als Schauhöhle nach der nun bevorstehenden Sanierung und Installation einer neuen Beleuchtung einen hervorragenden Einblick in die fossile devonische Riffwelt sowie in den bizarren neuentdeckten Kosmos des Windlochhöhlensystems (die Aggertalhöhle ist ein durch die Taleintiefung abgetrennter Teil des Höhlenlabyrinthes) bietet und die Besucher begeistern wird.